Mischa Mangel versei
EINST WIRD DAS STRAHLEN DIESER LATERNE metall gewesen sein.
eine stange und fließbewegung die über das geländer der brücke wächst.
die straßenbahn verglüht hinter der kurve. ihre fahrt
glimmt in den augen weiter. das strahlen erstarrt und fällt schräg
in den fluss. es bildet einen weg. es bricht
in barren auseinander. und die oberfläche des wassers öffnet sich
einer treppe die hinabregnet auf den grund. vorstellungen regen sich
in jeder der niedrigen wellen vorstellungen von reihenhäusern
mit kellern aus gold.
AN DIESEM ABEND SPRIESSEN DIE LATERNEN ein letztes mal
aus dem trottoir (vor meinem fenster). das pflaster platzt. die masten
strecken sich zum fenster hoch. und ein immer mehrstimmigeres rufen
(summen) von elektrischem strom hebt an. langsam wächst (in blüten
blättern) das glas der lampen (köpfe). ich wache einfach nicht mehr auf.
ich betrachte das scheinen der laternen auf dem trottoir. und höre zu
wie sie mich rufen
NOCH SCHNELLER können wir nicht atmen
wir überhören fast den herz schlag jenes
transparenten tiers das zwischen unseren körpern
wächst. wir füttern es mit atem stößen. das tier
passt sich unseren regungen an wie wasser
überschwemmt uns – und während wir schlafen
erscheint über unseren köpfen ein mund
ein mund als hätten wir dem tier
einen mund eingedrückt wie einen kuss –
EINE SCHAR KLEINSTVÖGEL trage mich ab.
mein kopf ist vom angeschautwerden jetzt ganz weiß
und glänzt wie eine fotografie. seit wann gehe ich eigentlich
hier, dass die abdrücke der pflastersteine in meinen sohlen
sich in den beinen stapeln. ein stoß, ein einsturz. und wann
schlüpfen kleinstvögel aus mir wie schweiß –
glitzernde körper, transparent. die oberflächen zusammengesetzt,
wellenbewegungen. atmung nicht vorhanden. die herzschläge :
ein hageln von pflastersteinen gegen frontscheiben. angenehm
die kontaktwärme der krallen beim überschreiten der haut
als gäbe man sich die hand, immer wieder
schnabelspitzen, accelerando ich kann nicht aufhören
und kann nicht aufhören daran zu denken
Vorherige Teile unserer Reihe findet man hier (das Gedicht von Carla Hegerl) und hier (das Romanfragment von Mischa Mangel).
Mischa MANGEL (*1986) lebt in Berlin. Studium des Kreativen Schreibens in Hildesheim, ebenda und in Marseille Masterstudium Kulturvermittlung/Médiation Culturelle de l’Art. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, Finalist Literaturpreis Prenzlauer Berg 2015.
SZÉKELY Örs (*1992) nach einem MA-Studium in Budapest und einem Erasmus-Semester an der Humboldt-Universität zu Berlin kehrt er zurück nach Siebenbürgen um wieder aus Klausenburg/ Cluj-Napoca / Kolozsvár zu trampen.